Curriculum Implantologische Fachassistenz 2+1 – ein Resümee aus der Praxis Dr. Brandl
Seit April 1999 arbeite ich mit meiner Kollegin Silke Alt in einer zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis in der Innenstadt von Fulda.
Die Praxis war durch unseren Vorgänger Dr. Reichwein kieferchirurgisch, und schon seit mehreren Jahren auch implantologisch ausgerichtet.
Die Freude an zahnärztlichen Fortbildungen führte dazu, dass immer mehr Interessensgebiete in das Behandlungsspektrum aufgenommen wurden.
Damit verbunden war naturgemäß eine Zunahme an Aufgabengebieten für die Mitarbeiter/innen.
Ab 2005 entschieden wir uns für alle Mitarbeiter/innen Stellenprofile zu erstellen. Durch die genaue Beschreibung und Zuordnung von Aufgabenbereichen, Befugnissen, Zielsetzungen und über die Bereitstellung von Fortbildungsbudgets, konnte somit der größte Teil des Behandlungsspektrums auch personalseitig professionalisiert werden.
Nach der Absolvierung des Curriculums zahnärztliche Implantologie der DGOI und der Expertenprüfung in 2011, wurden auch in diesem Bereich neue Behandlungsfelder bedient. Um die logistischen, prä- und postimplantologischen Aufgaben delegieren zu können, ergab sich letztlich das Stellenprofil einer implantologischen Assistenz.
Bis sich eine geeignete personelle Konstellation ergab, mussten wir uns allerdings etwas gedulden.
Im Herbst 2015 absolvierte schließlich unsere Mitarbeiterin Jasmin Schell das von der DGOI angebotene Curriculum implantologische Fachassistenz.
Anfang Dezember 2017 erörterte ich mit Frau Schell in einem resümierenden Gespräch mit welchen Erwartungen damals diese Weiterbildung verbunden war und welche Einflüsse das erworbene Wissen heute auf unseren Praxisalltag hat.
Dr. Brandl:
Frau Schell wie kam es, dass Sie in der Praxis für den Bereich implantologische Assistenz zuständig wurden?
Frau Schell:
Nach meiner Ausbildung galt mein besonderes Interesse der chirurgischen Assistenz. Durch den schwangerschaftsbedingten Ausfall meiner Kollegin wurde mir der Aufgabenbereich der implantologischen Assistenz übertragen.
Dr. Brandl:
Wieso entschieden Sie sich für das Curriculum implantologische Assistenz bei der DGOI?
Frau Schell:
Im Wesentlichen durch Ihre Empfehlung. Das Curriculum der DGOI bot die Möglichkeit in kompakter Form umfangreiche Kenntnisse über das komplette Gebiet der implantologischen Assistenz zu erlangen.
Dr. Brandl:
Was waren Ihre Erwartungen und auch Ihre Bedenken?
Frau Schell:
Ich hatte keine konkreten Erwartungen, aber mein Wunsch war es einen besseren Überblick zu bekommen. Insbesondere im Bereich der implantologischen Abrechnung und der rechtlichen Rahmenbedingungen hatte ich nur wenige Vorkenntnisse.
Vor allem hatte ich Bedenken, dass ich zu wenig Erfahrung mitbringen würde und vielleicht zu jung sei.
Dr. Brandl:
Wie war der Ablauf der Kursreihe?
Frau Schell:
Das Curriculum fand an drei Wochenenden in der Zeit vom 21.08.2015 bis zum10.10.2015 in der Haranni Academie in Herne statt.
Referenten waren Dr. Pehrsson, Dr. Görrisen, Frau Wiesemann und Frau Di Pietro.
Die Teilnehmer brachten unterschiedliche Erfahrungen und Wissensstände mit.
Die Lehrinhalte umfassten alle wesentlichen implantologischen Themengebiete: Abrechnung, Logistik, Anamnese, Aufklärung, Beratung, Prophylaxe, Hygiene, Qualitätssicherung und praktische Assistenz.
Anhand von Checklisten wurde die praxisrelevante Umsetzbarkeit vermittelt.
Dr. Brandl:
Waren zurückblickend Ihre Bedenken gerechtfertigt? Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Frau Schell:
Sowohl die Altersstruktur wie auch die Wissensstände und Erfahrungen der Teilnehmer waren sehr unterschiedlich. Durch die freundliche und kollegiale Art der Wissensvermittlung der Referenten spielte das aber keine große Rolle. Im Kurs hatte ich keine Bedenken mehr. Ganz im Gegenteil:
Das Gelernte führte zu einer ganz neuen Einschätzung meiner eigenen Qualifikation. Mein Interesse für dieses Themengebiet wurde größer und nach jedem Kurs hatte ich neue Ideen, die ich gerne in unserer Praxis umsetzen wollte.
Dr. Brandl:
Welchen Nutzen hatte die Weiterbildung aus Ihrer Sicht für die Praxis?
Frau Schell:
Im Rahmen unserer wöchentlichen Teamsitzungen informierte ich zunächst das Praxisteam in einem Vortrag über die Kursinhalte und meine Ideen.
Die gemeinsame Planung implantologischer Eingriffe mit der Prophlaxe-Abteilung und der Prothetik, führten z.B. dazu, das viel mehr präimplantologische Prophylaxen durchgeführt wurden und der Workflow bis hin zu prothetischen Vorbereitung nun reibungslos funktionierte.
Durch verbesserte Checklisten wurden die Implantatlogistik, die Anamnese und die Patienten-Aufklärung, sowie die OP-Dokumentation und Hygiene deutlich optimiert.
Dr. Brandl:
Konnten Sie persönlich von dem Curriculum profitieren?
Frau Schell:
Ja. Ich bin sicherer in meiner beruflichen Selbsteinschätzung geworden. Meine fachliche Kommunikation hat sich verbessert, wodurch ich meine Ideen in der Praxis besser umsetzen kann.
Dr. Brandl:
Könnten Sie anderen Praxen das Curriculum empfehlen?
Frau Schell:
Ja, ich halte das Curriculum für absolut empfehlenswert!
Dr. Brandl, wie kamen Sie eigentlich auf die Idee mir dieses Curriculum zu empfehlen?
Dr. Brandl:
Im Jahr 2011 hatte ich das zahnärztliche implantologische Curriculum und anschließend die Expertenprüfung absolviert. Danach hatte ich an fast allen Kongressen der DGOI teilgenommen. Diese fanden immer in einer freundschaftlichen und kollegialen Atmosphäre statt. Der fachliche Input war gewaltig und ich merkte recht schnell, dass die notwendigen Veränderungen für eine weitere Professionalisierung nur im Team möglich sind. Deshalb war es mir ein großes Anliegen, dass sich jemand aus dem Team spezialisiert und diese Herausforderung annimmt.
Frau Schell:
Dr. Brandl, haben sich Ihre Erwartungen nach meiner Absolvierung des Curriculums im Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre erfüllt?
Dr. Brandl:
Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Durch Ihr erworbenes Know-how sind wir als Team deutlich professioneller geworden. Die Kommunikation mit der Prophylaxe-Abteilung, der Abrechnung und der Prothetik funktioniert perfekt.
Die gemeinsame Planung, die rechtssichere Aufklärung der Patienten, aber auch das strukturiertere Vorbereiten und Durchführen der Operationen gibt mir als Behandler mehr Sicherheit. Schließlich haben unsere Patienten ein Höchstmaß an Professionalität verdient. Wir operieren sozusagen mit vier Augen. Das spüren die Patienten und sprechen mich häufig auf unsere gute Teamarbeit an.
Dazu haben Sie, Frau Schell, mit Ihrer souveränen Arbeitsweise wesentlich beigetragen.
Frau Schell:
Würden Sie anderen Praxisinhabern diese Art der Mitarbeiterweiterbildung auch empfehlen?
Dr. Brandl:
Auf alle Fälle. Ihre berufliche und persönliche Weiterentwicklung ist ein gutes Beispiel dafür, wie durch die gewonnene Fachkenntnis auch der Ideenpool einer Mitarbeiterin eine ganz neue Qualität bekommt. Die Dinge, die sie verändert haben, hätte ich als Chef nur mit sehr viel Energieaufwand erreichen können. Viele Behandler machen das so, aber die Veränderungen sind häufig nur temporär, da niemand im Team sie mitträgt!
Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht bringt es langfristig große Vorteile. Zum Beispiel beeinflusst ein perfektes Operationsprotokoll nicht nur die Rechtssicherheit, sondern auch die Qualität der Rechnungsstellung. Es kann jetzt nichts mehr vergessen werden.
Der optimierte Workflow und eine Checklisten-kontrollierte Implantatlogistik sparen schließlich bares Geld.
Aus meiner Sicht wird der Erfolg von Zahnmedizinischen Praxen in Zukunft nicht alleine durch die zunehmende Technisierung bestimmt, sondern vor allem durch die Qualität der Teamleistung.
So oder so: die menschliche Komponente wird bleiben.
Ich denke das Curriculum implantologische Fachassistenz hat uns beide weiter gebracht: Es macht wirklich Freude zu sehen wie Sie sich als Mitarbeiterin weiterentwickelt haben und auch für uns als Praxis ist es ein vielfältiger Gewinn. Dafür und für das informative Gespräch möchte ich mich bei Ihnen herzlich bedanken.